Im Fokus – Katharina Johanna Zeller

Katharina Johanna Zeller
Bürgermeisterin der Stadtgemeinde Meran

Was bedeutet Wahrheit für Sie?
Gibt es die Wahrheit überhaupt? Ich bin mir da oft nicht so sicher. Was ich aber weiß: Es lohnt sich, immer wieder ehrlich hinzuschauen – auf das, was ist, auch wenn es unbequem ist. Wahrheit bedeutet für mich nicht, alles zu wissen. Sondern den Versuch, sich nicht selbst und andere zu täuschen.

Welches Wort verbinden Sie ganz spontan mit der Wahrheit?
Stimmigkeit. Für mich ist etwas dann „wahr“, wenn es in sich schlüssig ist, nachvollziehbar erklärt wird und sich auf Fakten stützt.

Wie wichtig ist es Ihnen, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es unangenehm sein kann?
Ehrlichkeit ist für mich sehr wichtig – auch wenn es manchmal unangenehm ist. Unwahrheiten kommen früher oder später sowieso ans Licht. Und ich finde, man schuldet den Menschen eine gewisse Offenheit – gerade dann, wenn es kompliziert wird.

Wie wägen Sie den Wahrheitsgehalt einer Aussage ab?
Ich versuche, den Kontext zu verstehen: Wer sagt etwas – mit welchem Interesse? Gibt es verlässliche Informationen? Ich hinterfrage auch Dinge, die auf den ersten Blick plausibel wirken. Die absolute Sicherheit gibt es selten, aber man muss sorgfältig und wachsam bleiben.

Wo bräuchte es mehr Wahrheit?
In der politischen Kommunikation. Ich glaube, die Leute merken sehr genau, wenn man ihnen etwas vormacht. Ehrlicher wäre oft auch einfacher – selbst wenn’s in dem Moment nicht immer gut ankommt, am Ende wissen es die Leute meist zu schätzen.

Welche war Ihre letzte (Not)Lüge?
Meine zweijährige Tochter hat bereits sehr genaue Vorstellungen davon, was sie anziehen möchte und was nicht. Wenn gar nichts mehr geht hilft oft nur mehr die Notlüge, dass es sich um ein Kleidungsstück ihrer älteren Cousine handelt, das geht zwar gegen meine Prinzipien, funktioniert aber fast immer.

Foto: © Patrick Schwienbacher

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