Im Fokus – Christoph Gamper

Christoph Gamper
CEO und Miteigentümer der Durst Group

Was bedeutet Wahrheit für Sie?
Wahrheit ist für mich so etwas wie geistige Hygiene – ohne sie verstopfen Denken, Reden und Entscheiden. Sie bringt Klarheit in ein oft viel zu kompliziertes Durcheinander aus Meinungen, Gefühlen und Halbwissen. Gleichzeitig ist Wahrheit kein fester Fels, sondern eher ein bewegliches Ziel: Was für mich wahr ist, kann für andere anders aussehen. Deshalb ist Offenheit so wichtig – sonst streiten am Ende nur noch Überzeugungen miteinander, aber niemand hört mehr zu.

Welches Wort verbinden Sie ganz spontan mit der Wahrheit?
Vertrauen. Denn ohne Wahrheit gibt’s keins – oder höchstens die Sorte, die sich bei der ersten Nachfrage in Rauch auflöst.

Wie wichtig ist es Ihnen, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es unangenehm sein kann?
Sehr. Lügen mögen kurzfristig bequemer sein, aber auf Dauer machen sie alles komplizierter. Mein Großvater sagte mal: „Wer die Wahrheit sagt, muss sich keine Geschichten merken.“ Recht hatte er. Ehrlichkeit schafft Klarheit – und im besten Fall Respekt. Auch wenn's mal knirscht.

Wie wägen Sie den Wahrheitsgehalt einer Aussage ab?
Mit einem Mix aus Menschenverstand, Faktencheck und Bauchgefühl. Wenn eine Aussage wie ein schöner Apfel wirkt, aber beim Draufbeißen mehlig schmeckt – dann stimmt da was nicht. Und dann lohnt es sich, genauer hinzuschauen.


Wo bräuchte es mehr Wahrheit?
Bei uns selbst. Es ist erstaunlich, wie gut wir uns belügen können, wenn es unbequem wird. Weniger Selbsttäuschung, mehr Ehrlichkeit vor dem Spiegel – das würde viele Dramen überflüssig machen. Aber klar: Sich selbst nichts vorzumachen ist oft die schwerste Disziplin.

Welche war Ihre letzte (Not)Lüge?
„Sorry, gerade keine Zeit.“ Was natürlich gelogen war – ich hatte einfach keine Lust. Nicht mein stolzester Moment, aber manchmal ist eine kleine Notlüge der letzte Rettungsring im Meer der sozialen Verpflichtungen.

Foto: © Archive Tamara Lunger

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Im Fokus – Tamara Lunger