Im Fokus – Christian Pfeifer

Christian Pfeifer
Chefredakteur & Verantwortlicher Direktor der Südtiroler Wirtschaftszeitung

Was bedeutet Wahrheit für Sie?
Wahrheit ist die Basis für Vertrauen – und Vertrauen wiederum ist die Basis für eine funktionierende Gesellschaft und für gute Beziehungen. Wobei, die absolute Wahrheit existiert nicht, Wahrheit hat viele Schattierungen. Folglich würde es schon reichen, wenn die Menschen auf bewusste Unwahrheiten verzichten.

Welches Wort verbinden Sie ganz spontan mit der Wahrheit?
Journalismus. Der Journalismus trägt eine (oft unterschätzte) Verantwortung und sollte daher den Anspruch an sich haben, bestmöglich nach der objektiven Wahrheit zu streben, auch um sich von der tendenziösen Informationsflut der Internetblasen abzugrenzen. Leider ist dieser Anspruch nicht überall vorhanden – zum Schaden der gesamten Branche.

Wie wichtig ist es Ihnen, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es unangenehm sein kann?
„Lügen haben kurze Beine“, haben mich meine Eltern gelehrt. Da ist etwas dran. Meine Erfahrung ist, dass unangenehme Wahrheiten gleich weniger unangenehm sind, wenn die richtigen Worte gewählt werden.

Wie wägen Sie den Wahrheitsgehalt einer Aussage ab?
Als Journalist habe ich mir angewöhnt, niemals nur eine einzige Glocke läuten zu hören – das hilft, der Wahrheit möglichst nahe zu kommen. Im Privaten reicht meistens ein aufmerksamer Blick in die Augen.

Wo bräuchte es mehr Wahrheit?
Überall. Aber vor allem in der Politik. Dort wird ständig mehr versprochen als realistisch machbar ist. Enttäuschungen sind die logische Folge. Für die kurzzeitige Besänftigung der Wählerschaft wird in Kauf genommen, dass langfristig die Vertrauenswürdigkeit leidet. Ein hoher Preis!

Welche war Ihre letzte (Not)Lüge?
Ich habe alles im Griff.

Foto: © Marion Lafogler

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